Ich glaube, ich war schon immer ein Farbfreak. Seit ich mich erinnern kann, haben mich Farben fasziniert und angezogen.
Gibt es etwas Schöneres als sortierte Buntstifte, einen Wollladen, Stände mit Macarons in Frankreich? Ein Fest, oder?
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Farben Musik für die Augen sind. Genau!!!
Ich erinnere mich an Sachen am ehesten anhand der Farbe („War das nicht dieses rote Dingsda?“). Wenn ich etwas suchen soll, lautet die zentrale Frage: „Welche Farbe hat es?“
Ich konnte nie verstehen, wie Kinder in der Schule Stifte einfach so in ihr Mäppchen gesteckt haben, ohne Sinn und Verstand, will sagen: ohne DIE RICHTIGE Ordnung, das heißt: weiß, gelb, orange, rot, pink, lila, blau, grün, braun, schwarz.… Den lila Stift zwischen schwarz und grün? Igitt! Ich hätte eher nachvollziehen können, wenn sie die Stifte an beiden Seiten angespitzt oder aufgegessen hätten (also, natürlich nur in der richtigen Reihenfolge, klar).
Ich hätte täglich neue Buntstifte, Filzstifte, Plakafarben, Glasmalfarben, Seidenmalfarben, Malkästen… gebrauchen können, täglich! Das Traurigste in meinem Kinderleben war, dass man eigentlich nur drei Farben braucht. Mein Vater hat immer wieder versucht, mir nahe zu bringen, dass ich doch mit drei Farben alle anderen mischen kann, der Spielverderber. Ich wollte aber nicht den Malkasten mit 12 Farben, sondern den mit 24, mindestens! Lieber noch mehr. Vielleicht bin ich deswegen beim Nähen gelandet? Weil man Stoffe nicht mischen kann???
Kennst Du den Spruch: „Form follows Function“? Mein Göttergatte behauptet, dass ich einzig nach der Formel „Form Follows Function Follows Colour“ lebe. Erst mal muss die Farbe stimmen, dann muss es schön aussehen. Und wenn es dann auch noch was kann, ist das auch schön, aber irgendwie Nebensache. Beim Fahrradkauf in Holland habe ich um ein Haar zwei Freundinnen verschlissen, weil ich in gefühlt 837643 Fiets-Händlern war, bis ich DAS Fahrrad mit der richtigen Farbe gefunden hatte. Und ich habe ernsthaft mal einen Renault 5 statt eines Clios gekauft, weil der Händler den Clio nur in doofen Farben hatte und der R5 schön dunkelmarineblau war.
Frau muss Prioritäten setzen.
Ok, ich habe also eine Farbmacke. Macht nichts, macht Spaß.
Eventuell ist das sogar genetisch bedingt, denn ein erklärtes Lebensziel meiner Mittleren ist es, eine neue Farbe zu erfinden. Da hätte ich auch drauf kommen können. Bin ich aber nicht. Na gut.
Warum beschreibe ich Dir eigentlich so ausführlich meine Schwäche für Farben (keine Rot-Grün-Schwäche, das ist was anderes :o))?
OK, ich hole mal aus: Über die Greater Ann Arbor Quilt Gilde bilden sich immer wieder kleine Gruppen, die sich treffen und gemeinsam quilten. Das kann aufgrund räumlicher Nähe sein, oder weil sie gemeinsam an einem bestimmten Thema arbeiten möchten. Im Herbst hat die Koordinatorin der kleinen Gruppen einen Anstoß gegeben, und daraus haben sich zwei neue Gruppen in meiner unmittelbaren Nähe ergeben. Die eine trifft sich monatlich sonntags in der Bücherei und näht zusammen, jede an ihrem jeweiligen Projekt, man quatscht, tauscht sich aus und lernt voneinander.
Und die andere hat sich Challenge-Gruppe genannt (was eine Ironie, für mich ist das Nähen an sich ja schon eine Herausforderung…), weil wir Neues lernen möchten, Komfortzone verlassen, neue Techniken kennenlernen etc. Dazu haben wir uns auf ein Kursbuch geeinigt, das wir uns alle bestellt haben und nun gemeinsam durcharbeiten. Jedes Kapitel wird von einer anderen von uns vorbereitet und präsentiert. So, und jetzt kommt endlich die Antwort! Das zweite Kapitel behandelt das Thema – Faaarbe, genau! Naja, und Perspektive, aber die ist irgendwie aus dem Blickwinkel geraten. Für das Kapitel habe ich mich natürlich sofort gemeldet und hatte großen Spaß beim Vorbereiten. Und weil die liebe Erika nicht bei unserem Treffen nicht dabei sein konnte, habe ich mir gedacht, schreibe ich es für sie auf, was ich so zusammengetragen habe. Und dann ist mir eingefallen, dass ich ja blogge, und dachte, vielleicht interessiert es auch noch jemand anderen.
So war das. Und hier kommt also das Thema:
Farben
Wie gesagt, brauchen bräuchte man nur lumpige drei Farben, die nennt man deswegen auch Primärfarben, und das sind
Blau,
Gelb und
Rot.
Rein theoretisch kann man damit alle anderen Farben mischen und unter Zugabe der Nicht-Farben Weiß und Schwarz aufhellen oder abdunkeln.
Mischt man diese drei Primärfarben untereinander, erhält man drei weitere Farben, die
Sekundärfarben:
Gelb + Blau = Grün
Rot + Blau = Violett
Gelb + Rot = Orange
Da haben wir also schon sechs Farben. Wenn man jetzt die Primärfarben mit den Sekundärfarben mischt, bekommt man noch sechs Tertiärfarben (das kann ich auf englisch nur schreiben, nicht aussprechen. Aber ‚photosynthesis‘ kann ich aussprechen, seit ich mit den Zweitklässlern Wörterbingo gespielt habe. Ich weiß, ist nicht wichtig, ich dachte, ich erwähne es einfach mal)
ok,
Tertiärfarben:
Gelb + Orange = Gelb-Orange
Gelb + Grün = Gelb-Grün
Blau + Grün = Blau-Grün
Blau + Violett = Blau-Violett
Rot + Violett = Rot-Violett
Rot + Orange = Rot-Orange
Macht also insgesamt 12 Farben, genauer gesagt: DIE zwölf Farbtöne. Das mit dem Mischen ist ja bei Stoffen wie schon erwähnt so eine Sache, deswegen: Kauf viel Stoff, Du brauchst ihn! Und lass Dich nie von (manchmal) männlichen Menschen beirren, die Fragen stellen wie: „Brauchst Du noch mehr roten Stoff?“, „Du hast doch schon gelben Stoff im Einkaufswagen, den auch noch!?“, „Die beiden türkisen Stoffe da sind doch fast gleich“. FAST ist nicht EXAKT! Nuancen, mein Lieber, Nuancen…!
Nur so nebenbei, diesen Magneten habe ich im Urlaub in den Smoky Mountains bei der wunderbaren Cindy von The Pattern Hutch (Hier kannst Du sie persönlich sehen.) gefunden:
Wollte ich nur mal erwähnt haben.
Nachdem wir das geklärt hätten und Nicht-Quilter und/oder Männer gerade weitergesurft sind, kommen wir also zum interessanten Teil: Mein Lieblingskreis, der Farbkreis!
In ihm sind die 12 Farben vernünftig angeordnet und verraten dadurch spannende Geheimnisse, die im Leben ganz schön hilfreich sein können.
Die Lage einer Farbe auf dem Farbkreis sagt nämlich eine Menge über sie: mit wem sie kann, mit wem weniger, wie man mit ihr ruhige oder schrille Kombinationen herstellen kann…
Vorher möchte ich aber noch schnell weiter Begrifflichkeiten klären, die mich irgendwie immer wieder verwirren.
Wert
Spricht man vom Wert einer Farbe, meint man damit, wie relativ hell oder dunkel sie ist. Das heißt, ein Hellgrün ist heller als Dunkelgrün, aber vielleicht dunkler als ein Hellgelb; deswegen das „relativ“.
Das kennen wir vom Stoffsortieren: Oft heißt es in einer Anleitung, dass man beispielsweise die Stoffe nach hellen und dunklen solchen sortieren soll. Bei dem ersten Schwung ganz einfach, und dann hat man zum Schluss die Problemfälle übrig, bei denen man nicht weiß, ob sie jetzt hell oder dunkel sind. Technik sei Dank, das Problem lässt sich leicht lösen: mit dem Handy ein Foto machen, Schwarz-Weiß-Filter an, und schon kannst Du viel besser erkennen, was heller und was dunkler ist. Kannst Du auch mit einem Fotokopierer machen, wenn gerade zur Hand. Oder mit den Augen blinzeln, das funktioniert auch ganz gut.
Sättigung
Statt Sättigung könnte man auch Grad an Intensität einer Farbe sagen. Knallrot, Grasgrün, Quietschgelb – das sind hoch gesättigte, sehr reine Farben, oder? Hautfarben, Resedagrün, Pudergelb hingegen eher so Luschifarben, sanft und verträglich statt kraftvoll und bestimmerisch. Ich weiß, ich verlasse hier die Fachsprache, aber wir kommen bestimmt noch zu dem Absatz, in dem über Farben und Emotionen gesprochen wird, oder?
Temperatur
Von warmen und kalten Farben hast Du sicher schon gehört. Ich stehe mit dieser Einteilung ein bisschen auf Kriegsfuß. Klar, Orange und Rostrot empfinde ich auch als warme Farben. Aber viele Blautöne, die eigentlich ja zu den kalten Farben zählen, wirken auf mich warm. Beim Googeln bin ich darüber gestolpert, dass die Temperaturwahrnehmung von Farben auch kulturell geprägt, also nicht eindeutig festlegbar ist. Im Mittelalter beispielsweise wurde die Gottesmutter Maria immer mit blauen Kleidungsstücken dargestellt, die in diesem Fall ein warmes Gefühl im Betrachter auslösen (sollten).
kalte Farben
Blau, Grün, Violett
wirken beruhigend, entspannend, elegant, edel, frisch
stehen für Wasser, Gletschereis, Himmel, Sachlichkeit
geben Tiefe, weil sie sich zurücknehmen
warme Farben
Rot, Gelb, Orange
wirken lebhaft, energiegeladen, kraftvoll
stehen für Feuer, Blut, Sonne, Freude und Liebe
springen in den Vordergrund
Neutrale Farben
Da gibt es noch diese Gattung, die ich im Stoffgeschäft sträflicherweise immer links liegen lasse: die neutralen Farben, also Grau, Beige, Brauntöne sowie Schwarz und Weiß. Die dezenten, leisen Töne. Mich sprechen sie so überhaupt nicht an, aber ich sollte dringend ihren Einsatz lernen, denn ohne sie wirken Quilts oft nur dumpf-bunt, laut. Mit ihnen bekommen die bunten Farben Tiefe und kommen dadurch erst richtig zur Geltung.
Harmonisch oder kontrastreich?
Das ist vielleicht eine der ersten Fragen, die Du Dir stellen solltest, wenn Du mit der Planung eines neuen Quilts beginnst: Soll er ein ruhiger, unauffälliger, zurückgenommener Geselle sein, oder mehr Diva, schrill, fröhlich? Je nach Wahl kannst Du Dich dann aus diesem Sortiment bedienen:
Spiel mit der Farbe!
Komplementärkontrast
Als Kind fand ich ihn toll, weil ich so stolz war, dass ich das Wort kannte (aus dem gleichen Grund habe ich lange Zeit behauptet, dass ich mal Ornithologin werden wollte). Und immer noch hat er einen besonderen Reiz, weil er so voller Energie steckt, der Kom-ple-men-tär-kon-trast.
Farben sind dann zueinander komplementär, wenn sie auf dem Farbkreis genau gegenüber liegen.
Gelb – Violett
Rot – Grün
Blau – Orange
Pure Power, oder? Nicht unbedingt mehrheitsfähig für den Durchschnittsgeschmack, aber eben ein kraftvolles Gestaltungsmittel.
Mit einem sehr eleganten Trick kann man die Spannung aufrechterhalten, aber dem Auge ein bisschen Erleichterung verschaffen. Dafür sorgt er,
der Gebrochene Komplementärkontrast
Nimmt man statt der genau gegenüberliegenden Farbe die beiden Nachbarfarben der Komplementärfarbe, bleibt die Stärke des Kontrastes erhalten, tut aber beim Anschauen nicht mehr so weh.
Kombiniere:
Gelb mit Blau-Violett und Rot-Violett
Rot mit Gelb-Grün und Blau-Grün
Blau mit Gelb-Orange und Rot-Orange
Das Ganze kann noch erweitert werden:
Doppelter Komplementärkontrast
Hier werden zwei Komplementärkontrast-Pärchen miteinander kombiniert, also
Blau und Orange mit Grün und Rot oder
Rot-Orange und Blau-Grün mit Gelb-Grün und Rot-Violett
Auch sehr lebhaft, um das mal vorsichtig auszudrücken.
Farb-Dreiklang und -Vierklang
Für diese Varianten sucht man sich Farben aus dem Farbkreis, die in gleichem Abstand zueinander liegen, entweder drei, die miteinander verbunden ein gleichmäßiges Dreieck ergeben würden, oder vier, die dann auf einem Quadrat im Farbkreis liegen.
triadisch:
Blau, Rot und Gelb (also unsere drei Grundfarben)
Orange, Grün und Violett
quadratisch:
Rot-Orange, Violett, Blau-Grün und Gelb
Rot, Blau-Violett, Grün und Gelb-Orange
Der Farbdreiklang kann übrigens auch mit ungesättigten Farbtönen sehr kraftvoll sein.
Analoge Harmonie
In guter Nachbarschaft lebende, also nebeneinander auf dem Farbkreis angeordnete Farben, ergeben zusammen einen freundlichen, ruhigen und harmonischen Quilt. Wähle drei oder mehr Nachbarn aus, und sie werden sich immer gut verstehen:
Grün, Blau-Grün, Blau und Blau-Violett
Rot, Rot-Orange, Orange und Gelb-Orange
Gelb, Gelb-Grün, Grün und Blau-Grün
und so weiter…
Vor Deinem geistigen Auge entsteht sofort ein freundlich-gelassenes Bild, oder? Zuviel Harmonie kann allerdings auch ein bisschen langweilig werden.
Spiel mit Farbwert und Sättigung!
Hell-Dunkel-Kontrast
Dieser Kontrast ist ziemlich logisch, am stärksten wirkt er sicher als Schwarz-Weiß-Kombination, geht aber natürlich mit Hell-Dunkel-Abstufungen aller Farben.
Mit dem gezielten Einsatz heller und dunkler Stoffe kann man Bereiche hervorheben oder in den Hintergrund treten lassen und so zum Beispiel Formen besonders betonen.
Im Gegenzug wirken einheitlich helle bzw. dunkle Stoffzusammenstellungen ruhig und wie aus einem Guss.
Monochrome oder Ombré-Harmonie
Wähle Stoffe eines Farbtons in unterschiedlichen Sättigungen und Farbwerten, um einen ruhigen, aber durchaus nicht langweiligen Quilt zu gestalten. Hier kann auch die Kombination von Uni-Stoffen mit Musterstoffen für zusätzliches Leben sorgen.
Neutrale Farben
Soll es ein ganz edler, dezenter Quilt werden, bleibe einfach bei den neutralen Farben. Sie wirken unter sich und im Kontrast zu intensiven Farben immer ruhig und sehr zurückhaltend. Schick ist in solchen Fällen, wenn man eine einzige Farbe als Kontrapunkt wählt. Das erhöht die Zurückbenommenheit der Neutralen noch.
Noch ein Wort zum Thema Muster vs. einfarbig
Ich sammle gemusterte Stoffe. Nicht ganz freiwillig. Sie sind so verlockend und wunderschön, dass sie immer irgendwie in meinen Einkaufskorb mogeln und ich sie dann kaufen muss. Das tun die diskreten, taktvollen Uni-Stoffe nicht (genau wie die neutralen). Leider! Denn die wunderschönen Müsterchen sind zwar für sich wirklich traumhaft, aber entwickeln sich beim Kombinieren leicht zum Alptraum. Nur selten passen mehrere davon einfach so zueinander. Und zu viel ist zu viel. Leichter lassen sie sich mit Unifarben oder Stoffen, die wie ein Uni wirken, mischen. Also, tu Dir den Gefallen, wenn es nicht eh schon zu Deinen Gewohnheiten gehört, und nimm hier und da ein paar Meter Deiner Lieblingsfarbe mit. Oder mach es wie die Profis: Am einfachsten ist es, zuerst die Musterstoffe auszusuchen und dann dazu passende Unistoffe auszuwählen.
Denn die Unis können so viel:
– besonders hohe, klare Kontraste erzeugen
– Stabilität und Ruhe hinzufügen
– für einen klaren, graphischen Look sorgen
– Ton-in-Ton elegante, ruhige Quilts zaubern
– Musterstoffe hervorheben
– das Muster des Quilts betonen
Jetzt wird’s emotional
Ich habe oben schon die emotionale Seite der Farben erwähnt. Bei dem Thema werde ich immer ganz euphorisch, deswegen lasse ich hier lieber andere zu Wort kommen.
Zum Bespiel Wissenschaftler:
«Farben werden durch den physiologischen Prozess des Sehens in Gefühle umgewandelt, in Farbempfindungen.»
Harry Wolfarth (University of Alberta, Kanada)
Oder Künstler:
«Formen und Farben sind nicht an sich schön, sondern die, welche durch seelisches Wollen hervorgebracht sind. Es ist etwas Geheimes, was hinter den Menschen und Dingen und hinter den Farben und Rahmen liegt, und das verbindet alles wieder mit dem Leben und der sinnfälligen Erscheinung, das ist das Schöne, das ich suche.»
Ernst Ludwig Kirchner
«Je tiefer das Blau wird, desto tiefer ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem. Es ist die Farbe des Himmels.»
«Die Farben und Formenharmonie muß allein auf dem Prinzip der zweckmäßigen Berührung der menschlichen Seele ruhen.»
Wassily Kandinsky
«Farbe in der Architektur muss intensiv und logisch sein.»
Antoni Gaudí
«Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.»
Paul Klee
«Blau ist das männliche Prinzip, herb und geistig. Gelb ist das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich. Rot die Materie, brutal und schwer und stets die Farbe, die von den anderen beiden bekämpft und überwunden werden muss.»
Franz Marc
«Ich habe mir immer schon gesagt, prinzipiell passt jede Farbe zu jeder Farbe. Also es gibt kein System. Nicht: es geht nur Blau zu Grün oder das Verhältnis der Farben zueinander transportiert diese oder jene Eigenschaft oder Aussage.»
Herbert Brandl
«Der Schatten ist eine Farbe wie das Licht, nur nicht so leuchtend; Licht und Schatten sind nur eine Beziehung zwischen zwei Farbtönen.»
Paul Cézanne
«Ich bin an den Beziehungen von Farbe und Form nicht interessiert. Ich bin nur daran interessiert, die grundlegenden menschlichen Emotionen auszudrücken – Tragik, Ekstase, Untergang usw.»
Mark Rothko
Und dann Frida Kahlo, die Anfang der Anfang der 1940er dies in ihrem Tagebuch notierte:
• Grün = warmes, gutes Licht
• Rötliches Purpur = aztekisch, Tlapalli, altes Blut des Birnenkaktus, die lebendigste und älteste Farbe
• Braun = Farbe des Muttermals, des vergehenden Blattes, die Erde
• Gelb = Wahnsinn, Krankheit, Angst; ein Teil der Sonne und Freude
• Kobaltblau = Elektrizität und Reinheit, Liebe
• Schwarz = nichts ist schwarz, wirklich überhaupt nichts
• Laubgrün = Blätter, Trauer, Wissenschaft; ganz Deutschland hat diese Farbe
• Grünliches Gelb = noch mehr Wahnsinn und Geheimnis; alle Gespenster tragen Anzüge in dieser Farbe, oder zumindest kommt die Farbe in der Unterkleidung vor
• Dunkelgrün = die Farbe von schlechten Nachrichten und guten Geschäften
• Marineblau = Entfernung; auch Zärtlichkeit kann von diesem Blau sein
• Magenta = Blut? Na wer weiß?!
Auch in unserer Gruppe wurde angeregt über die Bedeutungen von Farbe und unsere Empfindungen diskutiert. Welche Farbe würdest Du sein, wenn Du eine Farbe sein solltest?
Dass ich meine Stoffschätze nach Farben sortiere, ist ja klar. Für Fat Quarter und kleinere Stückchen habe ich übrigens zwei schwedische Benno-CD-Regale zweckentfremdet und bin sehr glücklich mit dem Ergebnis. Auch die größeren Stücke sind grob nach Farbe sortiert und erfreuen mich mit ihrem Anblick. Ist doch ein gutes Gefühl, Stöffchen zu retten.
Ich könnte noch ewig weiter schreiben. Über Lieblingsfarben, zum Beispiel. Oder über die Farbpsychologie des kürzlich verstorbenen, legendären Max Lüscher. Aber dann komme ich ja gar nicht mehr dazu, meine bunten Freunde zu streicheln und zu vernähen. Also mach ich jetzt hier erstmal einen (neutralen) Punkt.
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[…] Als ich klein war, wollte ich Künstlerin werden. Farbe, das war mein Ding, immer schon. Egal ob als Wachsmalstifte, Buntstifte in meinem Mäppchen, Wassermalfarben, Plaka-Farben-Töpfe, Seidenmal-Farbe, Hinterglasmalerei-Farbe, Wolle…. ich bin ein Farbfreak. Und ich wollte immer alle Farben haben (ok, ich bin auch eine Sammlerin). Mein Vater war der Ansicht, dass man nur die drei Grundfarben, weiß und schwarz von jeder Sorte Farbe benötigt. Das fand ich ausgesprochen doof, ich fand: je mehr, desto besser. Hier ist mein Blogpost über Farben. […]