Kindergeburtstag

Oft sind meine Mitmenschen hier atemberaubend spontan und brauchen für einiges viel weniger Vorlaufzeit. Und dann bestätigen die Ausnahmen die Regel: Die erste Einladung zu einer Kindergeburtstagsfeier für die Kleinste kam am 8. März. Ich habe mich erst einmal erschrocken, weil ich nur das Datum „7.“ sah und dachte, dass die Einladung vielleicht eine Weile im Schulranzen gewohnt hat und die Party schon vorbei ist. Aber beim genaueren Hinsehen sah ich den Monat: Mai! Zwei Monate im Voraus einzuladen ist ja selbst für Deutsche eine Leistung. Der Geburtstag war dann auch ziemlich besonders. Jeder kam, wann er wollte. Gefeiert wurde in einer Art sehr großem Grillpavillon mit einer Kinderclownin, die einen halben Zoo in ihrem SUV mitbrachte: Zwei Schildkröten, einen Hund, zwei Ziegen, Gänse, vier Hühner, Meerschweinchen, Mäuse, ein Frettchen, zwei Hasen – ich habe bestimmt noch wen übersehen… wow. Die Kinder durften die Tiere füttern, herumschleppen und besinnungslos kuscheln. Dann wurden alle Kinder geschminkt, bekamen Luftballon-Kunstwerke gebastelt, Pizza, Eis und kunstvoll-quietschbunt dekorierte Sahnetorten nicht zu vergessen, und nach zwei Stunden (das ist der Standard hier, alle Parties dauern zwei Stunden, auch das Schulsommerfest und die ganzen anderen Feste in den Schulen sind kurz und knackig…) war der ganze Zauber vorüber.  Zu meinem größten Erstaunen waren Omas, Opas, Uromas, Tanten, Onkel, Cousins zugegen, aber nur drei andere Kinder eingeladen!?

Das war der erste Kindergeburtstag, und ich war nicht übel beeindruckt – und eingeschüchtert. Aber nicht alle Kindergeburtstage sind hier so aufwendig, von der Wasser-Plantsch-Gartenparty über Indoorspielplatz, (extrem kurzfristige) Einladung ins Theater bis hin zu Bowling mit Spielhallenbesuch ist alles möglich. Auch hier kann man online suchen, es gibt unzählige Angebote, die meisten irre teuer.

Unseren ersten 13. Geburtstag im Mai haben wir mit Versteckspielen im Garten (das war die Idee der Kinder!!!), Blind-Schmink-Challenge, Sofa-Kino-Abend und Sleepover gefeiert. Abgesehen davon, dass alle Muskelkater vom vielen Kichern hatten, waren alle superselig und hatten eine richtig tolle Party.

Ohne Cupcakes und viel Kuchen geht es auch hier nicht!

Spannend finde ich, dass Geschenke im Wert von rund 20 Euro erwartet werden, für Kinder, wohlgemerkt. Dafür gibt es in den Geschäften sogenannte „gift receipts“,  also einen besonderen Kassenbon für Geschenke, auf dem der Preis nicht aufgedruckt ist und mit dem der oder die Beschenkte dann ein unpassendes, doppeltes, doofes… Geschenk wieder umtauschen kann.

Geschenke werden sehr oft nicht wie bei uns in Papier eingepackt, sondern nur in eine schöne Papiertüte gesteckt und mit Seidenpapier versteckt. Das ist ultrapraktisch, weil es wirklich mehr hermacht, aber nur 5 Sekunden dauert.

1 Kommentare

  1. […] In der Regel lassen sich Amerikaner beim Thema Geschenke nicht lumpen. Ich habe schon mal beim Thema Kindergeburtstage erwähnt, dass sich die Kinder hier Geschenke im Wert von 20 bis 25 Dollar mitbringen (und das in […]

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