Ich muss das jetzt einfach schnell loswerden:
Quiltgilde-Treffen – so richtig
Für die meisten war es das erste Mal seit zweieinhalb Jahren, für mich waren es durch die Zeit in Spanien über drei Jahre Zwangspause: Heute hat endlich wieder ein QuiltDay meiner Gilde, der GAAQG, in Präsenz stattgefunden. Am alten, aber ganz frisch renovierten Ort, dem hiesigen Community College. Immerhin rund 90 Quilterinnen waren da, weitere 30 hatten sich via Zoom zugeschaltet und konnten zumindest das Gildetreffen und die beiden Vorträge life miterleben.
Wir haben wegen Covid nur einen einzigen QuiltDay ausfallen lassen, im März 2020. Alle anderen haben online stattgefunden und waren immer sehr gut besucht. Vor und nach dem eigentlichen Treffen, besonders beim „Afterglow“, hatten wir immer die Gelegenheit, miteinander zu quatschen. Die kleinen Gruppen haben sich über Zoom getroffen, die sozialen Medien und Telefon haben uns über die Zeit getragen. Aber was war das heute eine Freude, alle in 3D zu sehen.
Für unsere jetzige Präsidentin Lynne Bryant, die den Job todesmutig inmitten der Pandemie übernommen hatte, war es tatsächlich das erste Meeting, dass sie nicht auf Zoom geleitet hat.
Und selbst mit dem Hybrid Zoom und Präsenz hat alles besser geklappt als die Übertragung der Nasa. New Zealand, are you there? – Also, wir waren alle da und hatten Spaß.
Allerhand los
Im Foyer war der übliche Rummel, allerdings mit Masken und Abstand:
- Mitgliederstand
- die Bücherei
- Rescue-Quilts: Werbung für die Workshops im November: Mary W. Kerr kommt, sie ist nicht erst seit ihrem Buch ‚Twisted‘ bekannt für ihre Arbeit mit alten Quilts und gefundenen Blöcken. Lucinda Herring ist unsere eigene Quilt-Rettungs-Königin, sie hat über 40 geniale Aus-alt-mach-neu-Quilts gemacht und hat an den beiden neuesten Kerr-Büchern mitgewirkt. An ihrem Tisch hat sie Waisen-Blöcke an jene verschenkt, die sich für die Workshops im November anmelden wollen, aber selbst keine alten Blöcke haben.
- SafeHouse: An diesem Tisch werden kostenlos Stoffe und Batting angeboten, aus denen unsere Mitglieder Quilts für das Frauenhaus SafeHouse nähen
- Jane Clark hat ihren Longarm-Service vorgestellt
- Adoptionsvermittlungsstelle: Wir vom Stoff-Team haben fast fertige Quilttops (naja, in allen Stadien der Fertigstellung, von noch eingepacktem Kit bis ‚fehlt noch ein Streifen“) zur Adoption angeboten. Wenn wir Spenden bekommen, legen wir angefangene Projekte und Stoffe beiseite, von denen wir denken, dass sich Freiwillige finden, die daraus relativ schnell Quilts für unser Frauenhaus machen können.
- Ich glaube, ich habe noch das ein oder andere vergessen
Um 9 Uhr ging es in den Hörsaal. Beim Show&Tell (blöderweise habe ich gar kein Foto, weil ich mit auf der Bühne zum Quilthochhalten war) kamen 40 wunderschöne Quilts zusammen, die sofort an das Frauenhaus gehen, um dort jemandem Trost schenken zu können.
Meg Cox: Fan-Girl-Moment!
Neben dem wunderschönen Wiedersehen war heute mein Highlight unsere Gästin: Meg Cox folge ich schon seit langem, weil sie genau das macht, was mich am allermeisten interessiert: die sozialen, emotionalen, historischen Aspekte von Quilts. Sie ist zwar auch selbst seit 1988 Quilterin, aber Meg ist keine Quiltlehrerin wie man sie sich vorstellt (obwohl sie das auch macht). Ihre Karriere hat sie als Journalisten beim Wall Street Journal begonnen, sich aber später ganz der Quilt-Berichterstattung verschrieben. Ihr Newsletter ist legendär, und ihr Wissen und ihre Kenntnis der Szene absolut sagenhaft.
Sie war lange Präsidentin der Quilt Alliance, und ist jetzt unter anderem Vorstandsmitglied im Internationalen Quiltmuseum in Lincoln, Nebraska.
2008, als gerade ihr erstes Buch erschien, (episch: The Quilter’s Catalog. Knapp 600 Seiten geballtes Wissen und Informationen), kam sie beim Schlangestehen beim Market in Houston mit einer Frau ins Plaudern, die gerade einen Stoffladen mitten im Nirgendwo eröffnen wollte. Rechtzeitig zur Weltfinanzkrise. Ein bisschen aus Mitleid hat Meg die Frau gefragt, ob sie sie während des ersten Jahres journalistisch begleiten könne. Klar konnte sie. Und war so live dabei, wie Jenny Doan und ihre Familie einen ‚Stoffladen’ mit einem Umsatz von 40 Millionen Dollar und 450 MitarbeiterInnen eröffnet haben.
Meg hat in ihrem Vortrag über die Industrie gesprochen, wie sie durch die Pandemie gekommen ist und welche Trends sie sieht. Sehr spannend.
Mittagspause
Verwöhnt, wie wir in Ann Arbor nunmal sind, hatten wir nach dem Meeting nicht nur ein gemütliches Picknick mit Meg in der Sonne – wir haben danach noch einen Vortrag von ihr gehört! Und der war für mich persönlich noch spannender.
Es geht noch weiter
Ihr zweites Interessengebiet sind nämlich Rituale und Traditionen, darüber hat sie mittlerweile vier Bücher geschrieben.
Und so ging es um ‚Bedeutung machen: Wie Quilter das Leben zelebrieren‘. Mein Thema, voll und ganz. Zu Beginn hat sie – genau heute am siebten Todestag ihres Mannes – davon erzählt, welche unbeschreibliche Rolle das Machen und Erhalten von Quilts bei der Verarbeitung dieses Schicksalsschlags gespielt haben. Ein paar Tage nach dem Tod hätte sie eigentlich bei einer Vorstandssitzung der Quilt Alliance sein müssen. Natürlich konnte sie nicht hingehen. In ihrer Abwesenheit hat dann Mark Dunn (Besitzer von Moda, ein unglaublich sympathischer Mensch, der Quilts sammelt. Nicht nach Wert, sondern ausschließlich nach seinem Bauchgefühl, muss ich mal drüber schreiben) Stoff mitgebracht und vorgeschlagen, dass die Vorstandsmitglieder einen Quilt für Meg machen. Er hat die einzelnen Blöcke dann mit nach Hause nach Texas genommen und keine zwei Wochen später bekam Meg ein Paket mit dem fertigen Quilt für sie. Sie sagt, dass keine Worte der Welt beschreiben können, wieviel ihr dieser Quilt bedeutet. Wir sagen, Quilts sind eine Umarmung aus Stoff. Und genau das sind sie.
Sie hat dann sehr früh angefangen, aus der Kleidung ihres Mannes Quilts für Kinder, Enkel und sich selbst zu nähen. Und hat bestätigt: Quilts aus diesen bedeutungsvollen, hochgradig emotional aufgeladenen Stoffen zu nähen ist Therapie, ist Trauerbewältigung, ist magisch. Unfassbar schmerzvoll ist es auch, und den Zeitpunkt wann – und ob überhaupt – jemand bereit für diesen Schritt ist, muss man gut heraus spüren. Sie hat sich aus seinen Hemden einen Quilt genäht, der ihr die Welt bedeutet. Bei der Beerdigung hatte sie die Trauergäste gebeten, Botschaften auf sein Hemd zu schreiben. Hier hat sie selbst ein wenig ihre Trauerarbeit beschrieben (auf englisch).
Ihr Vortrag war voll an Ideen und Anregungen, mit welchen Ritualen und Zeremonien wir Bedeutung, Trost, Erinnerungen und Halt schaffen können. Ich habe an ihren Lippen geklebt, weil ich alles so interessant und wichtig fand.
So auch ihre Quintessenz: Lebt euer Leben nicht einfach nur. Feiert es!
Ich freue mich schon wie wild auf den nächsten QuiltDay im September. Da kommt Sheila Frampton-Cooper für Workshops am Freitag und Sonntag. Der Samstag dazwischen wird anstrengend und wunderschön: Stoffverkauf!
[…] jedem ungeraden Monat findet am dritten Samstag unser Quilttag statt. Da gibt es immer einen Vortrag von einer/m GastreferentIn. Diese GastreferentInnen geben […]
[…] dass man zum Schulabschluss, zur Hochzeit, zur Geburt eines Kindes einen Quilt geschenkt bekommt. Meg Cox hat in diesem Vortrag eindrücklich geschildert, welche Bedeutung ein Quilt hatte, den sie geschenkt bekommen hat.Einen […]