Warum man im Schnee immer eine Quilterin dabei haben sollte
Ich schreib’ mal was von unserer Rückfahrt vom Skiurlaub mit unseren Freunden in den Blue Mountains, Ontario, Kanada, nach Ann Arbor.
Traumwetter, tiefblauer Himmel, Sonne, unglaublich weiß alles. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass wir der Navi-Tante nicht so genau zugehört haben und dadurch von der Hauptstraße abgekommen sind. In der Folge reisten wir viele Kilometer (in Kanada gibt es Kilometer, nicht Meilen wie hier :o)!) durch tierverschneite Landschaften, die Straßen unter einer dicken, geschlossenen Schneedecke versteckt. Wir konnten uns kaum sattsehen. Nach energischer Suche fand ich dann mit Hilfe meines Handys einen Quiltladen gleich in der Nähe unserer Route. Also schnell gedreht, noch mal einen Blick auf’s Handy, wo der Laden genau zu finden ist und ab … in den Tiefschnee. Neben der Straße war ein Graben, den man aber durch den Schnee nicht erkennen konnte. Da half auch kein Allrad mehr, das Auto saß auf und rutschte nur noch tiefer ab. Aussteigen ging nur noch „oben“, also alle raus und schieben. Kaum waren wir alle draußen, hielt das erste Auto hält an (besonders gut, denn so viele Autos kommen da nicht vorbei).
Ein dicker Pickup, dessen freundlicher Fahrer sofort mit schob und zog. Allerdings ohne jeden Erfolg. Die Kinder hatten sich mittlerweile in einen Quilt (tätääää!) gewickelt, gute Idee bei 11 Grad unter Null. Schwupps, der zweite Pickup hielt auch an. Und dessen Fahrer hatte ein Seil dabei. Brandneu, noch mit einem Kabelbinder gesichert. Schere? Hatte keiner da. Aber nicht verzagen, Quilter fragen! Ich hatte natürlich meine Hexi-Handnähsachen dabei, und die gute Stoffschere (naja, nicht die GANZ gute Gingher aus Deinem Laden, Dorthe, weiteratmen :o)!!!) hat dann den Kabelbinder kleingekriegt.
Mit dem Seil um die Hinterachse, einigen kraftvollen Anläufen des Pickups auf ziemlich glatter Fahrbahn und vereinten Schiebekräften bewegte sich das Auto dann endlich wieder aus dem Schneehaufen heraus. Yay! Canadians rock!
Und dann ging es doch noch zu Shoreline Quilts in Port Elgin.
Sehr netter Laden, und eine noch viel nettere Ladnerin zum Quatschen. Sie hat mir erzählt, dass am gleichen Morgen die Straßen, die wir so sehr genossen haben, noch unpassierbar waren. Viel Neuschnee, der durch die Kälte fest überfror, dazu eisiger Wind, der vom Lake Huron hochjagt. Er treibt den Schnee mit Kraft über die Landschaft und sorgt für beeindruckend hohe Schneeverwehungen, das macht Autofahren dann schlicht unmöglich. Ein paar Tage zuvor, als wir nur wenig entfernt fröhlich die Pisten hinuntersausten, waren die Straßen anderthalb Tage lang unpassierbar. Schon beeindruckend. Sie erzählte, dass es es häufig so ist, dass in der ersten Januarwoche wenig geht. Wenn die Schule früh im Januar anfängt, kann man sich darauf einstellen, dass die erste Woche sowieso noch frei ist: Snowdays, die wir auch aus Michigan kennen und unsere Kinder sehr lieben. Berufstätige Eltern weniger.
Als ich nach einer Weile den Laden verließ, war die Sonne weg. Es hatte angefangen zu schneien. Mehr und mehr, nochmal schnell tanken und auf ins Abenteuer. Nach wenigen Minuten war das Fahren eine echte Herausforderung, Whiteout: keine Sicht, alles weiß. Aber wir hatten wieder Glück, nach einer knappen halben Stunde hatte das Wetter genug von der Angeberei und es hörte unvermittelt wieder auf zu schneien. So konnten wir bei langweiligem Rheinland-Wetter entspannt nach Hause fahren.
Unterwegs haben wir dann noch den Rat unserer Freundin Renee befolgt: Wir waren im Black Dog in Bayfield, Ontario, essen. Ein gemütlicher Irish Pub mit einer umwerfenden Karte, nach dem Motto „denk global – iss lokal“.
Unbedingtes Muss war für uns (mal wieder) die kanadische Nationalspeise Poutine: Pommes mit Käse und Bratensauce, das klingt komisch, ist aber lecker. Es gibt Poutine-Buden, die die unzählige Varianten anbieten, mit Pulled Pork, Hühnchen, Gemüse. Varianten mögen die Kanadier scheinbar sowieso, die Chips-Geschmäcker-Auswahl im Supermarkt ist museumsreif: Ketchup, Bratensauce, Hühnchen, Poutine, saure Gurken.
Kurioserweise haben wir hier auch das beste Mac&Cheese bekommen. Das ist irgendwie das amerikanische Nationalgericht, kleine Makkaroni-Nudeln, ertränkt in mehr oder weniger künstlicher Käsesauce, sozusagen das amerikanische Pendant zu Miracoli. Es gibt sie in ungefähr zehn Millionen Sorten in Paketen zu kaufen, mit extra Käse, cremigem Käse, ganz cremigem Käse, noch mehr Käse, leichtem Käse….. Diese hier waren so lecker, dass ich zum allerersten Mal seit wir hier sind, den Hype um Mac&Cheese verstanden habe – zum Reinsetzen.
Es gab noch eine köstliche Tagessuppe mit Kürbis und Mais, hervorragende Sandwiches und Burger und ein Kind hatte ein himmlisches vegetarisches indisches Curry.
Die Karte folgt also dem globalen Denken, ein buntes Durcheinander, aber wider Erwarten alles wunderbar. Hier kocht jemand, der richtig gerne kocht, ausprobiert und sich einfach nicht auf eine Küchenregion beschränken möchte. Solltest Du also zufällig am Lake Huron in Ontario vorbeikommen, südlich von Goderich findest Du dieses empfehlenswerte Restaurant. Danke, Renee!!!